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 Hegering 4 • Internet-Bösartigkeiten - Teil 3: Gewinnspiele

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Internet-Bösartigkeiten - Teil 3: Gewinnspiele

Das gibt's neues auf der Seite !

Internet-Bösartigkeiten - Teil 3: Gewinnspiele

Beitragvon Jörn » 28.02.2012, 18:05

Sie kennen doch die beliebten Gewinnspiele ?
Diese Preisrätsel, die sich durch ihren unerhört hohen Schwierigkeitsgrad auszeichnen ?

Beispiel: Ein Unternehmen, das "Lecker Essen für Sie" heißt und Lebensmittel anbietet, fragt:
"Wie heißt ein besonders guter Hersteller, der leckeres Essen für Sie bietet ? - Tipp: L*cker Ess*n für *ie"

Na, kommen Sie drauf ?
Echt ? - Wahnsinn ! - Dann schnell das Gewinnformular ausfüllen und ab die Post ! Bevor noch ein Anderer drauf kommt !
Und schon ist Ihnen der Hauptgewinn so gut wie sicher ! - Ein dickes Auto, eine dicke Brieftasche, ein Traumurlaub unter Palmen mit 3000 Eurocken Taschengeld.

Schön wär's.

Ich plaudere jetzt mal aus dem Nähkästchen und verrate Ihnen, wie Gewinnspiele - im Internet oder im realen Leben - wirklich funktionieren.
1. Unternehmen verkaufen Daten. Damit lässt sich reichlich Reibach machen. Aber dazu muss man erst einmal an Daten kommen.
2. Es geht um IHRE Daten. Denn Sie wissen ja: "Wissen ist Macht." Und genau so verhält es sich auch in der Wirtschaft.
3. Sie sollen verführt werden, Ihre persönlichen Daten herauszugeben.
Nur darum geht es bei Gewinnspielen.

Mein Nachbar verkündete einmal stolz, er habe an einem Gewinnspiel teilgenommen, an einem Gewinnspiel einer "seriösen Zeitung", deren Name mit "W" beginnt und der mit drei Buchstaben abgekürzt wird. Was diese Zeitung mit Seriösität zu tun haben soll, ist mir allerdings schleierhaft.
Ich schalt meinen Nachbarn einen Idioten. Er aber war überzeugt, das versprochene dicke Auto zu gewinnen.
Es kam auch dicke. Zwei Wochen nach Absenden bekam er Werbung von sämtlichen nur erdenklichen Unternehmen zugeschickt. Und täglich wurde es mehr.
Das Auto sah er nie.

Und wenn Sie immer noch glauben sollten, dass doch immerhin eine gute Gewinnchance bestanden hätte, lassen Sie sich das Folgende mal auf der Zunge zergehen; es ist alles wahr.


Vor einigen Jahren arbeitete ich als EDV-Koordinator für eine Autohauskette im Kreis Recklinghausen.
Ein Jubiläum stand an; ein Gewinnspiel sollte her, bei dem es einen niegelnagelneuen und recht schcken Ford Fiesta zu gewinnen gab.
Ich sollte aktiv mitwirken: Gewinnspielformulare entwerfen und die gesamte EDV-Auswertung übernehmen.
Und das tat ich natürlich. So bekam ich sämtliche Abläufe aus erster Hand mit.

Am Jubiläumstag lockte man das Publikum mit den üblichen und nachweislich wirksamen Mitteln in die Autohäuser: Freibier, Spielgelegenheiten für Kinder, damit sie ihre Eltern nicht beim Saufen stören. Und mit dem Hauptgewinn, dem schicken Fiesta, dessen Name ja schon mit "Fies" begann.
Jeder durfte beim Gewinnspiel mitmachen; jung und alt, groß und klein, gerne auch mit mehreren Gewinnspielkarten.
Abgefragt wurden: Name • Anschrift • Telefonnummer • Geburtsdatum • Autokennzeichen • Besitzer eines Ford • Interesse, bald einen Ford zu kaufen • Interesse an anderen Automarken – und ein paar Dinge mehr, an die ich mich nicht mehr erinnere.

Der Gewinner des Fiesta sollte im Beisein eines Notars ermittelt werden.

So, denkt man sich, da wandern dann alle Karten in einen großen Topf, eine hübsche Glücksfee zieht den Gewinner, der dann den Fiesta bekommt. Am besten noch mit der hübschen Glücksfee im Fußraum.
Haben wir gelacht...

1. Sämtliche Daten wanderten in eine spezielle Datenbank.
2. Alle Autokennzeichen wurden erfasst und konnten nun bequem mit Namen und Adressen der Besitzer verknüpft und weiterverkauft werden.
3. Alle Karten von Leuten, die schon einen Ford hatten, wurden zum Datenabgleich mit früheren Käufern verwendet.
4. Alle doppelten Karten flogen raus, Datenbankvermerk: Ist gierig und leicht zu beeinflussen.
5. Alle Karten von Minderjährigen flogen raus, Erfassung in der Datenbank: Sofort mit Werbung zupflastern, sobald volljährig.
6. Alle Karten von Leuten, die kein Auto kaufen wollten, flogen raus. Datenweiterverkauf an andere Unternehmen.
7. Alle Karten von Leuten, die keinen Ford kaufen wollten, flogen raus. Weiterverkauf der Daten an andere Autohäuser.
8. Alle Karten von Leuten, die kein Autokennzeichen eingetragen hatten, flogen raus. Datenweiterverkauf an andere Unternehmen.

SO viel blieb dann schon nicht mehr übrig.

Und jetzt sollte man meinen, aus den verbliebenen Karten würde der glückliche Gewinner gezogen.
Natürlich nicht !

Man ging mit den wenigen restlichen Karten und dem grinsenden Notar im Schlepptau zum Straßenverkehrsamt des Kreises Recklinghausen (ein großer Kreis) und ließ sich ein zufälliges Kennzeichen aus dem gesamten Kreisgebiet herausgeben.
Dann schaute man nach, ob dieses Kennzeichen zufällig mit einem Kennzeichen auf den verbliebenen Gewinnkarten übereinstimmte.
Nö, natürlich nicht.
Und damit war das Gewinnspiel beendet, niemand bekam den Fiesta.

SO läuft das ab.

Der Gewinnspielveranstalter tut alles, um sich Ihre persönlichen Daten und Vorlieben zu erschleichen und damit ordentlich Reibach zu machen.
Er tut auch alles dafür, den Gewinn nicht ausgeben zu müssen.
Sie verlieren, der Anbieter gewinnt.
Deswegen heißt das auch "Gewinnspiel".

Und daran denken Sie bitte, wenn Sie das nächste Mal so ein tolles Gewinnspiel im Internet oder sonstwo sehen und sich im Geiste schon mit dicker Brieftasche im gewonnenen Cabrio mit zwei bisexuellen, vom ebenfalls gewonnenen Taschengeld gekauften einheimischen Schönheiten auf dem Rücksitz unter Palmen wähnen.

"Wähnen" kommt halt von "Wahn".
Jörn
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