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Hegering 4 • Anschuss-Seminar mit Michael Back
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Anschuss-Seminar mit Michael Back

BeitragVerfasst: 28.01.2012, 17:49
von Jörn
Am Samstag, dem 29.5.2010, trafen sich etliche Waidmänner und Waidmänninnen nebst ihren Gästen an einer gemütlichen Jagdhütte in Wermelskirchen.
Nach freundlicher Einweisung und Begrüßung ging es zunächst um die Schaffung optimaler Lernvoraussetzungen: Gegrilltes und Getränke erfreuten sich guten Zuspruchs bei interessanten Gesprächen. Dermaßen an Körper und Seele gestärkt, brach die Gesellschaft ins Revier auf.

Hier hatte der sympathische Dozent, Michael Back, Schweißhundführer mit langjähriger Erfahrung, in Zusammenarbeit mit lokalen Jägern einen Parcour für die angereisten Waidgenossen und -genossinnen vorbereitet, der es wirklich in sich hatte: Die erste Hürde stellte der Aufstieg zum eigentlichen Seminarort dar, der aufgrund der zuvor genossenen Stärkungen und des exzellenten Wetters so manchen Waidmann sichtlich ins Schwitzen brachte.
Michael Back erläuterte zunächst eher allgemeine Dinge, die beim einen oder anderen Teilnehmer fast wieder in gefährliche Vergessenheit geraten waren: Risiken der so genannten „Küchenschüsse“ auf Teller oder Träger und die damit verbundenen und vollkommen unnötigen Leiden des Wildes nach einem Fehlschuss. Herr Back schilderte sehr anschaulich mögliche Verletzungen, Schmerz und Leid der Kreatur, ging ausführlich auf die Wahl geeigneter Kaliber ein und betonte eine Tatsache, die sich ein jeder verantwortungsvolle Naturfreund zu Herzen nehmen sollte: Wir alle – ob Mensch oder Tier – sind Gäste auf dieser Erde; und entsprechend verantwortungsvoll sollten wir uns verhalten. Wahre Waidgerechtigkeit definiert sich nicht durch beeindruckende Schießkünste, sondern durch einen respektvollen Umgang mit dem Mitgeschöpf: Ein möglicher Zugewinn an Wildbret steht in keinem vernünftigen und vertretbaren Verhältnis zum Leid, das durch verantwortungslose, riskante Schüsse auf wild lebende Tiere verursacht werden kann – und wird.
Herr Back skizzierte typisches Verhalten von Wildtieren bei unterschiedlichen Trefferlagen, informierte über externe Einflüsse auf die Schusspräzision, damit verbundene Gefahren und betonte, dass die Nachsuche im Grunde bereits vor der Jagd begänne: Mit der Wahl des richtigen oder ungeeigneten Kalibers und der persönlichen Einstellung zur Waidgerechtigkeit.

Es folgten unterschiedliche Stationen, die den Sherlock Holmes in den Teilnehmern herausforderten: Realistisch nachgestellte Anschusssituationen mit verborgenen Pirschzeichen wie Knochensplittern, organischem Gewebe, Schnitthaar und dergleichen.
Michael Back erläuterte das sichere Auffinden von Pirschzeichen auch an ungewohnten Stellen sowie die richtige Analyse der Funde anhand unterschiedlicher Eigenschaften von Knochen (z. B. Form, Struktur, Farbe, Elastizität und Anhaftungen), Schnitthaar und organischem Material.
Für so manchen Teilnehmer ergaben sich wahre Aha-Erlebnisse – zum Beispiel, als sich einstimmig als Moos identifizierte Ablagerungen an einem Baum letztendlich als Pansenreste herausstellten. Hier war so manch gemurmeltes „Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet...“ über „Da wäre ich nie drauf gekommen...“ bis zum „Das gibt's doch nicht!“ zu hören.

Anschließend klärte Herr Back anhand eines speziellen Parcours über teilweise tückisches und für den Waidmann gefährliches Verhalten von angeschweißten Wildtieren auf: Er informierte über bestimmte Bewegungsmuster, die darauf schließen lassen, dass ein Angriff aus dem Hinterhalt unmittelbar bevorsteht. Die Teilnehmer lernten, welche Pirschzeichen und welche Verhaltensmuster des Hundes auf einen bevorstehenden Angriff schließen lassen und woran man ein erlegtes Stück von einem zeitweise gelähmten oder lauernden Stück unterscheiden kann.

Den Abschluss des praktischen Teils bildete eine Versuchsanordnung, die das einhellige Vertrauen in gängige Lehrbuchmeinungen stark erschütterte: Das Verhalten von Geschossen nach Passieren des Wildkörpers. Die allgemeine Annahme, Geschossreste verließen einen Wildkörper in nahezu gerader Fortsetzung des Schusskanals, widerlegte Herr Back auf nahezu schockierende Weise: Geschossreste verteilten sich bis zu einem Abweichungswinkel von 70 ° nach Durchgang durch den Wildkörper: Selbst in fast 100 Metern Entfernung fanden sich Geschossreste vollkommen abseits der ursprünglichen Schussrichtung.
Eine Erkenntnis, die so manchem Teilnehmer erschrockene Blässe ins Gesicht trieb und zu einigem Umdenken in der Praxis führen dürfte – und sollte.

Wieder an der Jagdhütte angekommen, überreichte der DWV-Landesvorsitzende eine kleine Aufmerksamkeit an Michael Back und seinen "Assistenten" Stephan; eine Aufmerksamkeit, die sich beide wirklich mehr als verdient hatten.
Zum Ausklang des Seminars erhielten sämtliche Gäste Teilnahmeurkunden, auch den lukillischen Freuden durfte wieder zugesprochen werden. Allerdings hielt sich der Appetit nun in Grenzen, da das Erlebte noch stark in den Teilnehmern nachwirkte, aber den Weg zu angeregten Gesprächen und einer neuen Einstellung zur Waidgerechtigkeit ebnete.

Fazit: Ein Seminar, über das sich sämtliche Teilnehmer und Gäste ausnahmslos mehr als positiv äußerten. Michael Back verstand es meisterhaft, seine Zuhörer ohne Unterlass zu faszinieren, zu informieren und zum Umdenken in vielerlei Hinsicht zu animieren:
Ein Seminar im Zeichen der Waidgerechtigkeit, der Sicherheit, der Vernunft und des gegenseitigen Respektes zwischen Mensch und Tier.

Ich möchte JEDEM Waidgenossen ganz warm ans Herz legen, einmal an einem solchen Seminar teilzunehmen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt.
Man staunt, man wundert sich, man erschrickt. Und man LERNT.

Artikel aus dem Wildschutz-Journal des DWV, den ich wohl ruhig veröffentlichen darf, da ich ihn selbst geschrieben habe.
Nach dem Umbau (ja, hier herrscht derzeit der Schludrian) bekommt der Artikel auch eine passendere Stelle.


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