Lieber Hubertus!
Du siehst mich im Wald sitzen und damit ist nach meiner unmaßgeblichen Ansicht legitimiert, meine grünen Gedanken als Gebet zu dir zu schicken mit dem bescheidenen Ansinnen, dein Möglichstes für mich zu tun.
Bewahre mich vor der so schmerzhaften Einbildung, zu jedem Thema und zu allen Gelegenheiten etwas sagen zu müssen.
Gib mir die Kraft, milde lächelnd zuhören zu können!
Erlöse mich von dem Wahn, meine angesammelte altersbedingte Weisheit weitergeben zu müssen, denn ich möchte mir wenigsten einen kleinen Kreis wirklicher Freunde erhalten.
Lehre mich einzusehen, lieber Hubertus, dass ein Jäger nicht hundert Gewehre und die modernsten Kaliber braucht und ob solcher Ausgaben das Wohl der Familie vernachlässigt.
Mache mir begreiflich, dass eine Waffe (allenfalls zwei, vielleicht noch eine dritte) zum Jagen genügt.
Verschone mich damit geschlagen zu sein, das Weidwerk als Gewohnheit, als eitlen Selbstzweck, des schnöden Mammons wegen, als grüne Maskerade oder gar nur noch als Renommierpflichtübung auf dem Großstadtparkett erfüllen zu müssen.
Führe mich zu der wunderbaren Einsicht, dass ich mich irren kann.
Und gib mir die Weisheit, mit Bescheidenheit zur Kenntnis zu nehmen, dass meine Meinung nicht immer mit der eines anderen übereinstimmt.
Amen!
Verfasser unbekannt