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 Hegering 4 • Treibjagd am 12.11.2011 in Rheinberg

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Treibjagd am 12.11.2011 in Rheinberg

Exkursionen, Vorträge, Grillen - kurz: Alles, was gemeinsam mehr Spaß macht.

Treibjagd am 12.11.2011 in Rheinberg

Beitragvon Jörn » 13.11.2011, 12:49

Es war wieder einmal so weit: Treibjagd im LJV-Lehrrevier des Biotop- und Artenschutzzentrums Rheinberg.

Am frühen Morgen des 12. November 2011 versammelten sich edle Schützen, Hundeführer und edelste Treiber zur klassischen Herbsttreibjagd am Biotop- und Artenschutzzentrum zu Rheinberg. Diesmal mit dabei: Sehr wenige Vertreter des Mülheimer Jungjägerkurses, fünf von sieben Teilnehmern unseres kopfstarken Duisburger Kurses sowie Ausbildungsleiterin Annegret Henseler-Muthig mit den Waidgenossen Peter Carle, Jürgen Sieben und Jörn Reppenhagen im Geleit.

Wir statteten uns mit Warnwesten und Treiberstöcken aus, danach begrüßte Wildmeister Thomas Berner die Anwesenden wie immer freundlich, gab wertvolle Tipps zum Treiben selbst und zum Umgang mit Wild.
Darauf folgte die Begrüßung der Schützen, Hundeführer und Treiber durch Jochen Borchert, LJV-Präsident und Bundesminister a. D. - wie gewohnt angenehm knapp.

Dann ging es an die Arbeit: Das erste Treiben des Tages, das allererste Treiben überhaupt für die meisten Jagdscheinanwärter. Gejagt wurde auf Kaninchen, Hasen, Schnepfen und Fasane.
Nach dem Anblasen stampften wir beim ersten und zweiten Treiben durch nahezu alles, was die Natur an Gemeinheiten zu bieten hatte: Disteln, Brombeeren, diverses Stachelkraut und freundliche Brennnesseln. Bereits nach den ersten Minuten floss der Schweiß in Strömen; kaum jemand hatte damit gerechnet, dass Treiben so anstrengend sein könnte. Verhaltene Flüche, anhaltendes Gekeuche, zahllose zotige Sprüche zur nachweislichen Schweiß- und befürchteten Geruchsentwicklung unter der Kleidung. Leise und mit einem Grinsen wurde mehrfach die Hoffnung geäußert, sämtliche Teilnehmer würden das Mittagessen zu sich nehmen, ohne sich zunächst aus der fast triefenden Kleidung zu schälen. :mrgreen:

Wir verschnauften kurz an an den Gestaden des ehrwürdigen Vaters Rhein, dann stellten wir fest, dass die Natur noch zwei weitere kleine Überraschungen für uns bereit hielt: Mehr als mannshohe Klettengewächse, die ihre Ableger so zielsicher an uns hefteten, dass wir uns bald in torkelnde Klettenanballungen verwandelten, während wir gegen dicke Brombeerranken kämpften, die jeden noch so kleinen Schritt mit ihrer bewährten Politik der kleinen Nadelstiche vereiteln wollten. Nebenher füllten sich unsere Schuhe und Oberschenkel mit Dornen, die jeden Schritt zum unvergesslichen Erlebnis machten. Die Fotos am Ende des Beitrags geben die Schwierigkeit des Terrains nicht wieder; im dicksten Dickicht dachte ich eher an das eigene Überleben statt an meine Kamera.

Und dabei waren wir stets damit beschäftigt, mit unseren Treiberstöcken ordentlich auf den Busch zu klopfen und entweichendes Wild den Schützen durch präzise Zurufe zu signalisieren: "Kaniiiiiiiin, rechts ! Nee, Quatsch ! LINKS ! Nein ! Kaniiiiiin - äh - HINTEN ! Oh, war ein Hase..."
Immer wieder peitschten Schrotschüsse durch den Morgen, die so mancher Kreatur zum Verhängnis wurden. Allerdings zeigten viele Schützen absolute Fairness, indem sie so manchen schnellen Hoppler oder Fasan trotz teilweise zahlreicher Alibischüsse knapp verschonten.

Unsere Jungjäger konnten sich oftmals von der Waidgerechtigkeit des Jagens mit der Flinte überzeugen: Fast sämtliche getroffenen Kreaturen verendeten augenblicklich, ohne Leid und Qualen. In den wenigen Ausnahmefällen war sofort ein Hund zur Stelle, der das getroffene Wild zuverlässig und schnell apportierte und für sofortige Erlösung sorgte.
Erlegtes Wild wurde hin und wieder von unseren Jagdscheinanwärtern auf- und mitgenommen, die teilweise zum ersten Mal ein Wildtier aus absoluter Nähe erlebten. Dabei lernten sie, wie man getroffenes Wild schnell von Schmerzen erlöst und Vorkehrungen zum Erhalt des leckeren und gesunden Wildbrets trifft; z. B. durch Ausdrücken der Blase.
Auch wurde hin und wieder nicht schlecht gestaunt: Obwohl wir in teilweise extrem enger Formation vorrückten, gelang es schlauen Kaninchen und Hasen immer wieder, unsere Treiberkette teils unbemerkt zu durchbrechen, ihr Heil in der Flucht nach hinten zu suchen und tatsächlich zu finden.
Hier konnte man sehr schön selbst erleben, dass eine Treibjagd Tieren nicht jede Chance nimmt, sondern das Überleben der klügsten Individuen fördert - was nicht zuletzt auch einem gesunden, überlebensfähigen Wildbestand zugute kommt.

Nach dem sechsten Treiben kehrten wir zum Ausgangspunkt zurück und stärkten uns ordentlich mit einem deftigen Mittagessen, aufmerksam serviert von Frau Berner und zwei attraktiven, jungen Helferinnen. Fachgespräche machten die Runde, ansonsten herrschte gefräßige Stille. Weitläufiges Erstaunen darüber, dass der Treibereinsatz, der so einfach aussieht, so unglaublich kräftezehrend und schwierig ist.
Eine vermutlich sehr wichtige Erfahrung für unsere Jungjäger, die jeder Waidgenosse mindestens einmal machen sollte: Nur so lernt man die Leistung der Treiberwehr richtig zu schätzen, wenn man selbst einmal zu den Schützen zählt.

Nach dem Essen ging es in die zweite Runde: Kaninchen und Fasane; Hasen wurden geschont. Diese Vorgabe wurde von den Schützen 100 %ig eingehalten.
Beim Aufbruch zur zweiten Treibenstaffel fiel mir grinsend etwas auf: All diejenigen, die sich am Morgen noch mit den dicksten Treiberstöcken ausgestattet hatten, die sie erheischen konnten, hatten die dicken Knüppel klammheimlich gegen gertenschlanke und deutlich leichtere Stäbe getauscht. Ein erstaunliches Phänomen, das ich nicht zum ersten Mal beobachtete. :mrgreen:

Wieder ging es durch dick und dünn, wieder mit Gefluche, "Hoppaaaa", "Hossa !", Gesang und ganz viel Gelächter. Allerdings machte sich bereits deutlich Erschöpfung bemerkbar, es wurde nicht mehr ganz so elanvoll wie noch am Morgen auf den Busch geklopft, die Schritte wurden langsamer; zum Ende der Jagd waren vielen Teilnehmer nicht gerade böse auf die Aussicht auf das baldige Ende des Treibens.

Auch das letzte Treiben absolvierten wir mit Bravour, stürmten den Wildwagen mit seinen verlockenden Kaltgetränken und schritten munter plaudernd wieder zum Ausgangspunkt.
Die Treiberausrüstung kehrte wieder in den Besitz des Biotop- und Artenschutzzentrums zurück, die Strecke wurde gelegt, mit Zweigen geschmückt und verblasen, der Jagdkönig des Tages geehrt.
Dazu wurden kleine Stärkungen gereicht.

Anschließend durfte sich jeder Treiber zwei Kaninchen mitnehmen, die an Ort und Stelle abgebalgt wurden. Dabei standen Frau Henseler-Muthig sowie die beiden Waidgenossen Peter Carle und Jürgen Sieben sehr hilfreich zur Seite. Ich tat das, was ich am besten konnte: Die Taschenlampe halten.
Herr Berner demonstrierte zwischendurch noch ein nahezu geniales Schnellverfahren zum Abbalgen, das Verblüffung bewirkte - und größte Schwierigkeiten bei der Nachahmung.
Alle Jungjägeranwärter kamen dennoch gut zurecht; niemand drückte sich, jeder war mit Elan bei der Sache. Natürlich funktionierte noch nicht alles reibungslos - dennoch konnte jeder ordentlich abgebalgtes Wild mit nach Hause nehmen und dürfte sich heute über ein ganz besonderes Sonntagsessen freuen: Über ein leckeres, durch und durch naturbelassenes Gericht, das gut schmeckt, nicht aus der Massentierhaltung stammt und zu dem jeder Teilnehmer seinen eigenen, wichtigen Beitrag leistete.

Übrigens stellte Herr Berner noch einen Fuchs, einen Marderhund sowie einen Steinmarder für das Praxisprojekt "Abbalgen" unserer Jagdausbildung zur Verfügung - und eine weitere Teilnahme unseres nächsten Jagdkurses im folgenden Jahr in Aussicht.


Vielen Dank an die Familie Berner: Für ihre wertvollen Beiträge zu unserer Ausbildung und einen wunderbaren Jagdtag, den wir alle als überaus freundlich, interessant und bereichernd empfunden haben ! Bild


Ein schöner Tag.
Zwar anstrengend und teilweise recht schwierig - aber sonnig, angenehm, voller guter und freundlicher Gespräche, guter Laune, neuer Erfahrungen, ohne jedes böse Wort.
Disziplinierte Schützen, keine einzige gefährliche Situation, keine Störungen, ein respektvolles Miteinander.

Jagd, wie sie sein soll.


Jörn Reppenhagen








Noch mehr Bilder; diesmal von Jürgen Sieben:

Jörn
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